Warum Bargeld unverzichtbar bleibt

Bargeld

In den letzten Jahren hat sich in Deutschland und Europa ein neuer Trend entwickelt: die bargeldlose Zahlung. Insgesamt steigt die Anzahl derjenigen, die von Bargeld auf Plastikgeld umsteigen. Und es auch absolut nachvollziehbar. Es ist viel bequemer mit der Karte zu zahlen, anstatt im Geldbeutel nach Scheinen und Münzen zu kramen. Wozu brauchen wir also überhaupt noch Bargeld?

1. Finanzielle Inklusion

Lasst uns einen Schritt zurücktreten und über finanzielle Inklusion nachdenken. Bargeld ermöglicht allen Bevölkerungsgruppen einen barrierefreien Zugang, auch wenn sie keine digitalen Zahlungsmittel nutzen können. Besonders für ältere Menschen ist es wichtig, unabhängig vom Plastikgeld zu sein. Viele von ihnen haben Schwierigkeiten, Kreditkarten zu verstehen und fühlen sich unsicher, wenn es um deren Nutzung geht. Dadurch erhöht sich nochmal die Gefahr von Kreditkartenbetrug und Identitätsdiebstahl.

Es ist leider keine Seltenheit, dass ältere Menschen Opfer von Betrugsmaschen werden. Sie antworten beispielsweise auf eine Phishing-Mail und plötzlich ist ihr Geld weg. Denn sobald man auf eine Phishing-Mail antwortet, bleibt man auf dem Schaden sitzen, da hier eine Haftungsumkehr besteht.

Bargeld ermöglicht also jedem Menschen die wirtschaftliche Teilhabe, unabhängig davon, ob sie oder sie über ein Bankkonto verfügt oder nicht. Das betrifft auch Kinder. Für sie ist Bargeld oft der erste Schritt ist, um am Wirtschaftsleben teilzunehmen und den Umgang mit Geld zu erlernen.

2. Trinkgelder und Spenden

Bargeld ist auch wichtig, um Trinkgeld zu geben – sei es im Restaurant, beim Friseur oder bei der Pizzabestellung. Denn Trinkgeld mit Kartenzahlung hat seine Tücken. Bei Kartenzahlungen fallen Transaktionsgebühren an, die auch das Trinkgeld mit einschließen. Deshalb bevorzugen viele Betriebe, das Trinkgeld in bar zu erhalten.

Wenn du mit Karte zahlst, ist es oft unklar, wer das Trinkgeld erhält. Manchmal steht dies erst auf der Rechnung. Wenn das Trinkgeld separat und ohne Mehrwertsteuer aufgeführt ist, geht es an das Personal. Normalerweise wird auf Trinkgeld keine Steuer erhoben, es sei denn, es ist bereits im Preis enthalten.

Wer sicherstellen möchte, dass das Trinkgeld bei der Person ankommt, die den Service geboten hat, sollte es besser bar geben. Und wer sich für den Service auf der Toilette oder die Straßenmusik bedanken möchte, benötigt meines Wissens nach auch noch Bargeld.

3. Anonymität und Datenschutz

Bargeld bietet einen weiteren wichtigen Vorteil: Persönliche Finanzinformationen bleiben anonym und deine Privatsphäre bleibt geschützt. Wenn du mit Kreditkarte oder einer App zahlst, ist das anders. Deine Transaktionen können alle verfolgt werden. Zum Beispiel: Was du spät nachts an der Tankstelle kaufst, ob du Zigaretten holst oder wie oft du Schmerztabletten kaufst. Basierend auf diesen Informationen können Algorithmen Risikoprofile erstellen.

Theoretisch könnte ein Algorithmus dich sogar verdächtigen, nur weil du einen Hammer für deine Gartenarbeit kaufst. Schließlich könnte das Kaufverhalten als riskant eingestuft werden.

4. Kostenkontrolle

Wenn du bar zahlst, hast du sofort im Blick, wie viel du ausgibst. Dadurch entwickelst ein besseres Gefühl dafür, wie viel Geld du besitzt. Im Gegensatz dazu kann es mit Plastikgeld leicht passieren, den Überblick zu verlieren. Das Zahlen mit Plastikgeld birgt immer die Gefahr, mehr auszugeben als geplant.

5. Unabhängigkeit von Technologie

Bargeld ist eine zuverlässige Zahlungsmethode, die auch bei technischen Ausfällen oder in Krisensituationen wie Naturkatastrophen oder Stromausfällen funktioniert.

Erinnerst du dich an den 24. Mai 2022? An diesem Tag funktionierte in vielen Geschäften die Kartenzahlung nicht. Solche Ausfälle zeigen, dass Bargeld immer noch wichtig ist.

Zudem sind elektronische Zahlungen sind nicht ohne Risiken. Cyberangriffe und Identitätsdiebstahl können jeden von uns treffen. Wenn digitale Zahlungssysteme ausfallen oder gehackt werden und es keine Alternative wie Bargeld gibt, können wir in ernste Schwierigkeiten geraten.

Steht es überhaupt zur Debatte, dass es irgendwann kein Bargeld mehr gibt?

Wenn man sich in München aufhält, könnte tatsächlich der Eindruck entstehen, dass Bargeld irgendwann nicht mehr angenommen wird. Immer mehr Bars, Restaurants und Clubs setzen auf Plastikgeld. Beispielweise wird im Trachtenvogl und Atomic Café kein Bargeld mehr angenommen. Auch erste Geschäfte lehnen Banknoten und Münzen ab.

Auf der anderen Seite akzeptieren viele Restaurants nur Bargeld. Dies kann verschiedene Gründe haben. Ein Grund könnte sein, dass die Betreiber die Transaktionsgebühren vermeiden wollen und die Kreditkartenfirmen nicht am Umsatz beteiligen möchten. Die Barzahlung verursacht jedoch auch Kosten, da die Betreiber täglich Wechselgeld bereitstellen und zur Bank bringen müssen, was zusätzlichen Aufwand und höhere Personalkosten verursacht.

Rechtlicher Aspekt: Darf Bargeld abgelehnt werden?

Fakt ist: Laut dem Bundeskriminalamt dürfen Einzelhändler und andere Geschäfte Bargeldzahlungen nicht ablehnen – außer, beide Parteien haben sich vorab auf eine andere Zahlungsweise geeinigt. Weiterhin schreibt das BKA auf der offiziellen Seite:

„Für das Zahlungssystem ist es unerlässlich, dass Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel überall akzeptiert wird. So kann jeder frei wählen, wie er bezahlen will, und Menschen ohne Zugang zu elektronischen Zahlungssystemen werden nicht benachteiligt.”

Politische Bestimmungen für die Bargeld-Zahlung

Die Politik betrachtet Bargeld als ein Risiko für Geldwäsche und hat daher kürzlich beschlossen, dass EU-weit nur noch maximal 10.000 Euro in bar bezahlt werden dürfen. Zusätzlich müssen sich Käufer für Barzahlungen ab 3.000 Euro künftig ausweisen. Eine weitere Neuerung steht bereits in den Startlöchern: Der digitale Euro. Dieser soll ähnlich wie Bargeld genutzt werden – jedoch in virtueller Form. Dass das Bargeld wegen des Digitalen Euro abgeschafft wird, steht angeblich nicht zur Debatte. Es wird wiederholt betont, dass der Digitale Euro das Bargeld ergänze. „Wir werden den Bürgerinnen und Bürgern so lange Banknoten zur Verfügung stellen, wie es eine Nachfrage danach gibt“, sagt EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta in einem Interview.

Es liegt also auch an uns, das Bargeld am Leben zu erhalten! Auch wenn Plastikgeld oft bequemer ist – ich verstehe das vollkommen -, sollten wir diejenigen nicht vergessen, die auf traditionelle Zahlungsmethoden angewiesen sind oder keine andere Wahl haben. Zudem ist Bargeld als Backup entscheidend für unsere finanzielle Sicherheit. 

Verwendete Quellen

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