Warum das Genderverbot in Bayern leider notwendig ist

Genderverbot

In Bayern gibt es jetzt ein Genderverbot. Das Verbot gilt für Schulen, Hochschulen und Behörden. Das bedeutet: Eine geschlechtersensible Sprache mit Hilfe von Sonderzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, Gendergap oder Mediopunkt ist nicht mehr erlaubt. Begründet wird das damit, dass Sprache klar und verständlich sein soll. Und, dass es keine Sanktionen mehr geben soll, wenn Schüler oder Studenten nicht geschlechtergerecht schreiben. Die sächsische Landesregierung sieht das ähnlich und hat deshalb das Gendersternchen und den Doppelpunkt an Schulen verboten.

Ich bin grundsätzlich gegen Verbote und finde es schade, dass es zu einem Genderverbot kommen musste, weil sich die Verwendung von Gendersprache in Schulen, Universitäten und Unternehmen verselbständigt hat.

Und zwar nicht von einer Mehrheit, sondern von einer Minderheit, die das Gendern unbedingt etablieren will. Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass 80% der Deutschen die Gendersprache ablehnen, nur 14% befürworten sie und 6% sind unentschieden.

Genderverbot: Exklusion statt Inklusion

Natürlich verstehe ich das Anliegen der Menschen, die Gendern. Es geht um Gleichberechtigung, um die Sichtbarkeit aller Geschlechter, die durch den Gebrauch dieser Sprache betont wird. ABER: Für viele Menschen da draußen ist die Verwendung von Gendersprache alles andere als inklusiv. Sie grenzt Menschen aus, die ohnehin schon Schwierigkeiten haben, die deutsche Sprache zu erlernen. Denken wir an Menschen mit Lese-Rechtschreibschwäche, Migrationshintergrund oder Sehbeeinträchtigungen: Für sie stellt das Gendern eine zusätzliche Hürde dar und sie werden benachteiligt, wenn die Gendersprache bei der Benotung von Schularbeiten oder Bachelorarbeiten berücksichtigt wird.

Genderverbot aufgrund von schlechterer Benotung

Und das ist schon oft passiert. Studenten bekamen eine schlechtere Note, weil sie nicht gegendert hatten. An der Universität Kassel zum Beispiel heißt es: „Im Sinne der Lehrfreiheit steht es Lehrenden grundsätzlich frei, die Verwendung geschlechtergerechter Sprache als ein Kriterium bei der Bewertung von Prüfungsleistungen heranzuziehen.“

Das bedeutet: Wer an der Universität Kassel nicht gendert, kann offenbar schlechtere Noten bekommen.

Und das, obwohl die Verwendung von Gendersprache nach wie vor nicht vom Rat der deutschen Rechtschreibung empfohlen wird, und die Gendersprache von der amtlichen deutschen Rechtschreibung abweicht.

Natürliche Sprachentwicklung

Mit einer natürlichen Sprachentwicklung, wie wir sie kennen, hat Gendern nichts zu tun. Denn: Gendersprache entsteht, weil der Unterschied zwischen Sexus und Genus nicht verstanden wird. Sexus bezeichnet das biologische Geschlecht, Genus das grammatische Geschlecht einer Sprache. Die Zuordnung des grammatischen Geschlechts in Sprachen wie Deutsch ist oft willkürlich und hat nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun. Zum Beispiel hat der Artikel „der” in „der Käse” nichts mit dem männlichen Geschlecht oder den Geschlechtsorganen zu tun, sondern ist eine grammatikalische Konvention.

In vielen Fällen wird das grammatische Geschlecht eines Substantivs im Deutschen durch seine Endung bestimmt. Substantive mit der Endung „-er” werden in der Regel mit dem Artikel „der” versehen. So haben viele Berufsbezeichnungen ursprünglich das generische Maskulinum, z.B. „der Fahrer” oder „der Lehrer”. Diese Begriffe leiten sich direkt von den entsprechenden Verben wie „fahren” oder „lehren” ab, und haben daher keinen patriarchalischen Ursprung, sondern sind grammatikalische Konventionen.

Die Sprache verändert sich „von unten”, zum Beispiel durch die Jugendkultur, indem Ausdrücke wie „Netflix & Chill” von immer mehr Menschen verwendet werden. Bei Gendersternchen und Co. ist es allerdings so, dass die Mehrheit der Deutschen die Gendersprache ablehnt. Es sind hauptsächlich akademische und elitäre Gruppen, die die Gendersprache verwenden. So wird die Gendersprache von oben nach unten durchgesetzt, nicht nur schulisch und universitär: In vielen Unternehmen gibt es mittlerweile Sprachrichtlinien, die das Gendern vorschreiben.

Politisierung und Spaltung

Und genau dadurch führt die Verwendung von Gendersprache zu einer Spaltung der Gesellschaft und ihrer Politisierung, nicht zuletzt durch die Befürworter. Ihnen geht es um die Gleichberechtigung aller Geschlechter, wodurch der Sprachgebrauch politisch aufgeladen wird.

Wer nicht gendert, wird schnell als rückständig abgestempelt. Wer gendert, sieht sich als progressiv und moralisch überlegen an.

Gendersprache ist also auch ein Soziolekt, eine Sprache, mit der man sich als Gruppe identifiziert und von denen abgrenzt, die nicht so sprechen.

Echter Aktivismus oder nur Selbstinszenierung?

Für mich ist Gendern ein einfacherer Kampf für Gleichberechtigung. Man muss nicht aktiv handeln, sondern einfach durch die Sprache zum Ausdruck bringen, dass man für eine inklusive Gesellschaft eintritt. Ähnlich wie wenn man ein bestimmtes Bild auf Instagram teilt, um seine Solidarität mit einer Bewegung oder Gruppe zu zeigen. Hat sich dadurch etwas in unserer Gesellschaft verändert? Zahlen Unternehmen Frauen deshalb mehr Gehalt? Nein, sie könnten sich sogar zurücklehnen und argumentieren, dass sie mit der Einführung von Sprachrichtlinien bereits genug tun.

Gendersprache und der Einfluss auf die Berufswahl

Es ist auch nicht erwiesen, ob die Sprache tatsächlich den Einfluss hat, den die Genderbefürworter ihr zuschreiben. Jahrzehntelang wurde der Hinweis „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.” nach jeder Arzneimittelwerbung ausgestrahlt. Trotzdem liegt der Frauenanteil unter den Apothekern bei rund 72 Prozent. 

Fazit zum Genderverbot

Sprache verbindet und sollte einfach sein. Niemand darf aufgrund seiner sprachlichen Fähigkeiten ausgegrenzt werden. Selbst für deutsche Muttersprachler kann es eine Herausforderung sein, gegenderte Texte zu lesen, insbesondere wenn es sich um Verwaltungs- oder Rechtstexte handelt. Aus oben genannten Gründen ist für mich das behördliche Genderverbot in Bayern ein notwendiger Schritt. Im privaten Bereich bleibt es natürlich jedem selbst überlassen, ob er oder sie gendert.

Quellen

1 Kommentar zu „Warum das Genderverbot in Bayern leider notwendig ist“

  1. Vielleicht zur Korrektur:
    Es gibt kein Genderverbot in Bayern. Es gibt ein Verbot der Verwendung von Sonderzeichen in der Schriftsprache in öffentlichen Verlautbarungen und Schreiben aller Institutionen des Freistaates. Dieses Verbot ist im Zusammenhang mit der verbrieften Freiheit der Forschung und Leere an den Universitäten verfassungsrechtlich bedenklich.
    Die Verwendung der gendersensiblen Sprache grenz niemanden aus. Niemand ist verpflichtet, diese zu verwenden.
    Abgesehen davon wir dunter Verwendung des generischen Maskulinums natürlich wie selbstverständlich „gegendert“. Allerdings wird in der Verwendung dieses generischen Masulinums tatsächlich ein Teil der Adressat*innen ausgegrenzt, da sie nicht angesprochen werden.

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