Heute möchte ich die Benachteiligungen beleuchten, denen Männer aufgrund ihres Geschlechts ausgesetzt sind. Ja, auch Männer erfahren Benachteiligung – ein Thema, das oft tabuisiert wird. Mein Ziel ist es nicht, die Diskriminierung von Frauen zu relativieren oder die Geschlechter gegeneinander auszuspielen. Vielmehr möchte ich einfach einen anderen Blickwinkel präsentieren.
Dating und Männer
Männer haben es beim Dating signifikant schwerer als Frauen. Studien zeigen, dass Frauen tendenziell hypergam daten, was bedeutet, dass sie Partner mit höherem sozialen Status oder Einkommen bevorzugen. Männer hingegen neigen dazu, Partnerinnen mit ähnlichem oder niedrigerem Status zu wählen. Natürlich kann man das nicht pauschalisieren; es gibt auch Frauen, die bewusst nach unten und Männer, die bewusst nach oben daten. Hypergamie ist nach wie vor verbreitet, obwohl Frauen durch die Emanzipation in Bezug auf Bildung und Einkommen aufgestiegen sind und finanziell nicht mehr von einem Mann abhängig sind.
Insbesondere beim Online-Dating ist dieses Phänomen offensichtlich, wo Männer oft darüber klagen, dass sie wenige Matches erhalten, während Frauen mit zahlreichen Anfragen überhäuft werden.
Ein weiterer Aspekt ist die Körpergröße, der sich auf das Dating auswirkt. Die meisten Frauen bevorzugen Männer, die größer sind als sie selbst. Das bedeutet, dass kleinere Männer oft aussortiert werden, obwohl sie nichts dafür können. Umgekehrt wird aber oft ein Aufschrei laut, wenn ein Mann eine Frau aufgrund ihrer Biologie, beispielsweise ihres Gewichts, aussortiert.
Karriere und Männer: Der Druck des Erfolgs
Der Druck auf Männer in Bezug auf Karriere und Erfolg ist nach wie vor stark. Dies ist eng damit verbunden, dass Frauen oft Partner mit einem höheren sozialen Status bevorzugen und nach oben daten möchten. Die Emanzipation hat dazu geführt, dass Frauen in Bildung und Einkommen aufgeholt haben, was es für Männer schwieriger macht, diesen Erwartungen gerecht zu werden.
Laut einer Studie gehen 77 Prozent der Frauen immer noch davon aus, dass der Mann die Familie versorgen soll. Dadurch entsteht ein enormer Druck für Männer, diesen Ansprüchen zu genügen.
Hinzu kommt die Erwartung, dass Männer ebenso wie Frauen den Haushalt führen, sich um die Kinder kümmern, Zeit für die Familie haben, Reparaturen durchführen, kochen und das meiste Geld verdienen sollen.
Gefährliche Jobs und tödliche Arbeitsunfälle
Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft Berufe, die hauptsächlich von Männern ausgeübt werden. Hierzu gehören Tiefbau, Hochbau, Fischerei, Kraftwerksbetrieb, Stahlindustrie, Schlachtereien, Abfallentsorgung, Bergbau und Militär – allesamt gehören sie zu den gefährlichsten Berufsfeldern weltweit. In den USA machen Männer durchschnittlich 89% der Arbeitskräfte in den 20 gefährlichsten Berufen aus, ähnliche Zahlen sind auch in Deutschland zu beobachten. Daher ist es nicht überraschend, dass Männer in 92,4% der Unfälle die Opfer waren. Sie haben auch eine um das Zehnfache höhere Wahrscheinlichkeit, bei einem Arbeitsunfall zu sterben als Frauen.
Man könnte argumentieren, dass Männer diese Berufe freiwillig wählen. Doch dann müsste man auch so argumentieren, wenn Frauen in niedrig bezahlten Jobs arbeiten.
Bildungsbenachteiligung
Über 90 Prozent der Erzieher in Kindergärten sind weiblich, und in Grundschulen unterrichten etwa 89 Prozent weibliche Lehrkräfte. Dies kann für Jungen die Suche nach männlichen Vorbildern erschweren. Darüber hinaus verstehen weibliche Erzieher und Lehrer möglicherweise das „wilde” und sozial nicht akzeptierte Verhalten von Jungen nicht immer vollständig, was unbewusste Vorurteile verstärken kann. Studien haben gezeigt, dass diese Vorurteile sich auch auf die Benotung von Jungen auswirken können.
Beispielsweise wurden wortgleiche Aufsätze, die lediglich den Namen eines Jungen oder Mädchens unterschieden, unterschiedlich benotet, wobei Jungen tendenziell schlechtere Noten erhielten.
Die Benachteiligung der Männer in Scheidungsverfahren
Jedes Jahr sind in Deutschland über 120.000 Kinder von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. Oft verlieren mehr als 100.000 Kinder den engen Kontakt zu ihren Vätern, obwohl die Väter dies nicht wollen. In gerichtlichen Auseinandersetzungen drohen den Vätern oft Benachteiligungen im Umgang mit ihren Kindern, insbesondere wenn sich die Ex-Partner nicht einig sind. Häufig wird ein Modell angewandt, bei dem die Kinder hauptsächlich bei der Mutter leben und nur wenig Zeit beim Vater verbringen – oft entgegen dem Wunsch der Väter. Jugendämter und Familiengerichte sind unterschiedlich sensibilisiert für dieses Problem, obwohl bekannt ist, dass dies nicht nur den Vätern, sondern auch den Kindern schadet.
Daher werden Väter in Scheidungsverfahren oft noch als Elternteil zweiter Klasse behandelt.
Pauschalisierungen und Verurteilungen
Männer werden oft pauschal verurteilt, ohne die Vielfalt der verschiedenen Männergruppen zu berücksichtigen.
Es gibt ein gesellschaftlich akzeptiertes „Männer-Bashing”, bei dem das männliche Geschlecht in ein negatives Licht gerückt wird. Auch gibt es spezifische Bezeichnungen für angeblich typisch männliche Verhaltensweisen wie „Mansplaining” und „Manspreading”.
Die Diskussion über „toxische Männlichkeit” trägt ebenfalls zu einem negativen Bild männlichen Verhaltens bei. Männer werden häufig aufgrund ihres Alters und Geschlechts, zum Beispiel als „alter weißer Mann”, negativ abgestempelt. Während Morde an Frauen als „Femizid” betrachtet werden, werden Morde an Männern einfach als „Mord” bezeichnet, ohne eine ähnliche Unterscheidung zu machen. Es wird den Männern oft pauschale Frauenfeindlichkeit unterstellt.
Natürlich gibt es noch weitere Bereiche, in denen das männliche Geschlecht Benachteiligung erfährt. Mir geht es nicht darum, die Geschlechter gegeneinander auszuspielen, sondern darum, dass Gleichberechtigung auch die Geschlechter betrifft.
Wenn Frauen darauf hinweisen, dass sie mehr Geld für Friseurbesuche und Hygieneprodukte ausgeben müssen, sollten wir auch bedenken, dass Männer aufgrund ihres höheren Kalorienverbrauchs benachteiligt sind.
Oft handelt es sich nicht um bewusste Diskriminierung; viele Benachteiligungen haben auch mit Evolution und Biologie zu tun. Und das bedeutet nicht, dass ich nicht dafür bin, dass wir etwas daran ändern.
Quellen
- mens-mental-health.de: Zehn Gaps und Diskriminierungen von Männern und was dagegen getan werden kann
- sueddeutsche.de: Wo Männer leiden
- kas.de: Frauen, Männer und kaum Unterschiede?
- nzz.ch: Viele junge Männer stehen der Gleichstellung der Geschlechter kritisch gegenüber.
- geomar.de: Jungen und Männer im Spagat: Zwischen Rollenbildern und Alltagspraxis
- destatis.de: Tödliche Arbeitsunfälle
